In anderen Ländern ist es schon längst eine Binsenweisheit, dass ein erfolgreicher Mensch derjenige ist, der am häufigsten wieder aufgestanden ist. Dass auf dem Weg zum Erfolg jeder einmal hinfällt, ist jedoch gerade in der deutschen Wirtschaft immer noch ein Tabuthema. Alle wissen es, keiner wagt darüber zu sprechen. Gerade dieses Klima erzeugt noch mehr Fehler und fördert Einzelkämpfertum. Das impulse Magazin zog dagegen nun mit der Konferenz 'Aus Fehlern lernen' ins Feld. Erklärtes Ziel war es, die Einzelkämpfer in Netzwerker zu verwandeln und die fehlerlose Wirtschaft endlich für eine Fehlerkultur zu öffnen. Ein herzlicher Dank geht an Anita Krüger, die uns zur Konferenz eingeladen hat.
Die tolle Location Bild:VD
Veranstalter und Chefredakteur Nikolaus Förster ging selbst mit gutem Beispiel voran und eröffnete die Veranstaltung mit seiner persönlichen Sicht auf Fehler. Er wurde vor einem Jahr zum Unternehmer, als das impulse Magazin von Gruhner+Jahr über einen Management Buy Out verkauft werden sollte. Förster entschloss sich zusammen mit einem engagierten Team das Magazin zu übernehmen und möglichst die richtigen Fehler zu machen. Wie gut ihm das gelungen ist, sieht man am großen Erfolg des Magazins, das heute weit mehr ist als ein bloßes Informationsblatt. Der Nutzen für den Leser steht im Vordergrund. So bietet impulse den Abonnenten u. a. Plattformen zum Austausch, Infoveranstaltungen und den Besuch beispielhafter Familienunternehmer an.
Möchte man etwas unbedingt nicht vermasseln, passiert es meist. Warum? Unser Gehirn kann mit dem Wörtchen 'nicht' rein gar nichts anfangen. Wer sich aufs positive konzentriert, umschifft Fehler müheloser. Mit anschaulichen Beispielen zeigte uns Mentaltrainer Thomas Baschab im folgenden Vortrag wie stark negative Gedanken uns in unserer Kraft mindern können. Den Satz 'Alles ist möglich' sollten wir uns in im täglichen Geschäftsalltag viel öfter mal zu Herzen nehmen. So wie die Spitzensportler durch mentales Training nahezu jede Hürde nehmen, könnte man sich gerade in der Wirtschaftswelt mit der richtigen Einstellung viele Fehler ersparen.
Dass der vernünftige Weg nicht immer der beste ist, zeigte uns auch der nächste Redner Jürgen Krenzer. Als er die Familiengastronomie übernahm hatte er ein Leitbild, besser gesagt Tier: Das Röhnschaf. Alles sollte sich auf diese regionale Schafsorte konzentrieren. Sein Röhnschaf-Hotel mit regionaler Apfelsherryproduktion ist zum Touristenmagnet geworden. Die Vision von Krenzer sahen viele aus seinem direkten Umfeld anfangs nur als 'Riesenfehler'.
Wenn Unternehmergrößen auf der Bühne ehrlich und mit Freude von ihren Fehlern erzählen hat sich die Mühe der Veranstalter gelohnt. Wieder einmal wurde unter Beweis gestellt: Man braucht eben nur das richtige Umfeld. Das hat diese Konferenz geschaffen. In den Werkstätten am Nachmittag ging es dann um konkrete Beispiele und handfeste Lösungen. Die Themen waren Kommunikation, Social Media, Finanzierung, Mitarbeiterführung und Restrukturierung.
Wir haben am Werkstattthema Restrukturierung teilgenommen. Darin erzählte Frau Reschke, Geschäftsführerin der Reschke GmbH für Schweißtechnik, über ihre unglaubliche Unternehmensnachfolge. Noch während ihres Studiums wurde sie mehr oder weniger freiwillig zur Geschäftsführerin berufen, da ihre Vorgänger sich durch Fehlkalkulationen an den Rand der Insolvenz manövriert hatten. Um das Familienunternehmen wieder aufzubauen, musste die damals 24jährige schwere Entscheidungen treffen, über die sie der Runde offen erzählt hat. Dazu gehörte zum Beispiel auch sich von Familienmitgliedern zu trennen, die nicht effektiv arbeiteten. Darüber sei die Familie ein Stück weit zerbrochen. Das Überwinden dieser Hürden sei jedoch notwendig gewesen, um das Wohl von Mitarbeitern, Zulieferern und Kunden nachhaltig sicherzustellen.
Es war ein spannender Austausch und Einblick in die Welt hinter den Erfolgsgeschichten. Ein entspannter Ort zum Netzwerken und Kennenlernen, zu dem vor allem auch die unglaublich unkonservative Location, ein altes Kesselhaus, ihren Beitrag leistete. Wir hoffen, dass die Konferenz nicht nur ein kleiner Vorgeschmack auf eine Transformation der Fehlermentalität in unserer Gesellschaft war.
Unser Resümee: Fehler machen und zugeben heißt sich und andere weiterbringen.
nh vd
Visualisierung der Konferenz durch Martina Grigoleit Bild: VD
Erster Teil Bild: VD
Zweiter Teil Bild: VD
Auch die Großen machen Fehler Bild: VD